Mauer bei Melk - Pfarrkirche, Schnitzaltar
(~1509)


Der spätgotische Schnitzaltar aus der Pfarrkirche von Mauer bei Melk gilt als das kunsthistorisch bedeutendste Altarschnitzwerk auf niederösterreichischem Gebiet und ist ein Hauptwerk der Skulptur an der Wende von der Spätgotik zur frühen Neuzeit in Österreich. Er entstand vermutlich aus einer möglicherweise im 18. Jahrhundert vorgenommenen Kompilation aus zwei 1509 geweihten Altären. 
Die von einheimischen Schnitzern ausgeführte Arbeit zeigt einen Mischstil aus Spätgotik, Donauschule und italienischer Renaissance. Der Altar zählt zu den hervorragendsten Beispielen von Schnitzkunst der Donauschule, traditionalistische "Figurenhektik" und Porträtrealismus.  Aufbau, Rahmen und Dekor sind im Stil der Frührenaissance ausgeführt. Die stark individualisierten Figuren sind in geschlossener geometrischer Komposition als Ensemble zusammengefasst. Durch die dynamische Umsetzung spätgotischer Stilmittel haben sie einen intensiven ekstatischen Ausdruck und eine dramatische Bewegtheit.
Der Altar besteht aus einer rundbogigen hohen Mittelnische und unbeweglichen Seitenflügeln. Im Schrein sind die teilweise vollplastischen Figuren in eigenständiger Komposition und fast vorbildloser neuartiger Ikonographie zu zwei Szenen montiert: Maria mit Kind als Himmelskönigin auf dem Thron schwebend, flankiert von Gottvater und Hl. Geist-Taube; darunter eine gedrängte Gruppe von Heiligen als Fürbitter der Armen Seelen (die Heiligen Petrus, Maria Magdalena?, Barbara, Katharina, Margarethe, Agnes, Dorothea, Johannes d. T., Johannes Ev., Andreas).
Die Flügelreliefs zeigen Szenen aus dem Marienleben: Verkündigung, Heimsuchung (nach Holzschnitten von Albrecht Dürer 1504), Geburt Christi (nach Stich von Martin Schongauer) und Tod Mariens.
Die Ikonografie der Altars wird in der Forschung kontrovers diskutiert: Marienprogramm, Allerheiligen - Allerseelen oder Dogma von der Gemeinschaft der Heiligen.